New Work
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New Work – die Idee ist schon älter…
… und zwar mehr als 40 Jahre alt. Der geistige Vater der New Work Bewegung ist Prof. Dr. Frithjof Bergmann, geboren 1930, österreichischer Staatsbürger und seinerzeit Sozialphilosoph an der University of Michigan. Bergmann erkannte in den späten Siebzigern, dass der Sozialismus als politisches und wirtschaftliches System dem Ende geweiht war und sich somit der Kapitalismus mit seiner klassischen Lohnarbeit weiter ausdehnen würde. Bergmanns Intention war es damals, ein Gegengewicht zum Kapitalismus zu entwickeln. Dementsprechend kämpferisch gab sich Bergmann: „Da sich die Arbeitswelt wandelt, hat die Menschheit die Chance, sich von der Knechtschaft der Lohnarbeit zu befreien.“ In drei zentrale Werte sollte sich die “neue Arbeit” entwickeln: Selbstverantwortung, Freiheit und Teilhabe an der Gemeinschaft.
Und New Work heute?
Heutzutage wird „New Work“ als Synonym für innovative Ansätze zur Transformation der Arbeitswelt verstanden. Allerdings liegt diesen ein hoher betriebswirtschaftlicher Nutzen zugrunde. Alte Strukturen werden hinterfragt, neue Arbeitsprozesse etabliert. Die großen Blöcke sind dabei der erhöhte Grad an Selbstorganisation, eine agile Umsetzung von Projekten und neue Konzepte beim Führungsstil durch das Management. Wissenschaftler:innen haben New Work als einen von wenigen Megatrends definiert. (Definition eines Megatrends: Dauer von mindestens mehreren Dekaden, Wirkung in allen Bereichen der Gesellschaft, globales Ausbreitung und hohes Maß an Vielschichtigkeit.) Die Gründe, warum New Work gerade in den letzten Jahren wieder an Bedeutung gewonnen hat, ist die weiter zunehmende Globalisierung, die stetige Ausweitung der Digitalisierung und das damit erhöhte Maß an Konnektivität. Dies hat zur Folge, dass die Grenze zwischen Leben und Arbeit im Alltag immer stärker auf produktive Weise verschwimmt.
Hinzu kommt eine neue Art zu denken – und das nicht nur bei der Generation Z. Immer mehr Menschen hegen den Wunsch nach Veränderung und Sinnstiftung bei ihrer Arbeit. Sie fragen sich zunehmend, wie ihr Arbeitsleben in Zukunft aussehen soll. Eine Anpassung der bestehenden Arbeitsbedingungen ist heute also wichtiger denn je. Wenn man nun bedenkt, dass Unternehmen heute innovativer als früher sein müssen, da sich die Rahmenbedingungen für sie ständig ändern und Marktumfelder dadurch unsicherer werden, dann kann New Work eine großartige Chance sein, diese Herausforderungen zu meistern.
New Work im Unternehmen
Gerade in kleineren Start-ups (meist mit einer jüngeren Belegschaft) wird die New-Work-Mentalität gelebt. Und das häufig, ohne darüber nachgedacht zu haben. Aber auch in Konzernen oder im Mittelstand werden alte Strukturen immer öfter hinterfragt und durch neue Elemente ersetzt. So hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) von 2017 bis Mitte 2018 die Studie “NEW WORK – Best Practices und Zukunftsmodelle” durchgeführt. Dabei wurden 16 Praxisbeispiele in Unternehmen (u.a. mit Daimler, Trumpf, BASF, Deutsche Telekom und Kärcher) zu flexibler und agiler Arbeitsorganisation untersucht.
Das Fazit: Teilelemente von New Work sind in vielen Betrieben schon etabliert und generieren einen Effizienzgewinn, eine Effektivitätssteigerung oder einfach nur eine bessere Unternehmenskultur. Und davon profitieren sowohl Arbeitnehmer:innen als auch Arbeitgeber:innen.
Das IAO unterteilt die Maßnahmen der Unternehmen in vier Stoßrichtungen:
Arbeite, wo und wann du willst:
Umsetzungsformen in Richtung örtlicher und zeitlicher Flexibilisierung von Arbeit
Jenseits der Organigramme & Silos:
Umsetzungsformen in Richtung zunehmend agiler und projektbasierter Organisationsformen
Jenseits der Hierarchie:
Umsetzungsformen in Richtung veränderter Führungsstrukturen durch Enthierarchisierung, partizipative Entscheidungsmechanismen und Formen der Selbstorganisation
Meine Arbeit stiftet mir und anderen Sinn:
Umsetzungsformen in die Richtung einer zunehmenden praktischen Relevanz der Wertebasierung von und Sinnstiftung durch Arbeit
Im Zusammenspiel der Beteiligten stellt sich die Konstellation wie folgt dar:
Corona & New Work
Und auch hier wirkt Corona als „Brandbeschleuniger“, denn Home Office gehört heute zum gewohnten Bild und virtuelle Videokonferenzen ersetzen klassische Meetings. Und wenn man den Umfragen Glauben schenkt, dann wünschen sich 80% der deutschen Beschäftigten einen Office-Tag in den eigenen vier Wänden auch nach der Pandemie. Somit verschafft uns Corona also eine Flexibilisierung der Arbeit! Noch gibt es wenig empirische Datenerhebungen zur weiteren Wirkung der Pandemie auf die Arbeitswelt, aber es scheint sich herauszukristallisieren, dass krisensichere Jobs wieder höher im Kurs stehen. Neben der Sinnhaftigkeit hat also die Sicherheit der Arbeit an Bedeutung gewonnen! Klingt logisch…
Kritikpunkte zur New-Work-Bewegung
Der am häufigsten genannte Nachteil von New Work ist die fehlende Trennung von Arbeit und Privatleben. Diese Vermischung ist für viele Menschen kein Problem, für einige stellt sie jedoch eine Belastung dar. Auch können nicht alle Mitarbeiter:innen mit einer flachen Hierarchie gleich umgehen. Viele Menschen benötigen eine stärkere Führung, mehr Verantwortung oder Flexibilität erzeugen in diesem Fall mehr Druck für einzelne Beschäftigte. Daher muss eine Implementierung sensibel erfolgen! Unsere Erfahrung zeigt, dass eine klassische Top-Down Umsetzung nur den zweitbesten Weg darstellt. Versuchen Sie daher, Ihre Kolleg:innen möglichst früh in den Prozess einzubinden, um falsche Weichenstellungen vorab zu vermeiden. Denn: Der Einsatz von neuen Arbeitsmethoden benötigt klare Regeln und einen Dialog zwischen beiden Stakeholdern, also Belegschaft und Management.
Fazit zu New Work
New Work ist kein Thema der Zukunft, es ist bereits in unserer Mitte angekommen! Arbeitgeber:innen, die diesen Trend erkannt und in der Organisation etabliert haben, werden es künftig einfacher haben, Beschäftigte langfristig an das Unternehmen zu binden oder qualifiziertes Personal zu akquirieren. Als Folge werden diese Organisationen besser in der Lage sein, auf wachsende Anforderungen der Märkte zu reagieren und ihr Geschäftsmodell langfristig erfolgreich zu betreiben. Aber New Work muss eben auch ins Unternehmen passen! Daher ist New Work kein Selbstläufer und bedarf einer Menge Aufwand und Kommunikation! Sollten Sie diese Nuss knacken, ist New Work eine riesengroße Chance für Ihr Unternehmen.